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«Tag der Schweizer Garagisten» 2020

«Bei CO2-Emissionen ist eine Trendwende notwendig»

25. November 2019 agvs-upsa.ch – ​Für Pascal Previdoli ist klar, dass der motorisierte Individualverkehr MIV ein zentrales Element unseres Alltags ist. Der stellvertretende Direktor des Bundesamts für Energie ist überzeugt, dass das Auto weniger stark im Zentrum der Debatte steht, wenn es noch effizienter sein wird.

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kro. Herr Previdoli, der Verkehr wird weiter zunehmen, die Fahrzeuge werden immer grösser und schwerer und sind gerade in der Schweiz häufig mit einem Allradantrieb versehen. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den politischen Zielen, die Sie mit Ihrem Bundesamt umzusetzen haben. Wie gehen Sie damit um?
Pascal Previdoli: Die Herausforderungen sind in der Tat gross und die Fahrzeuge im Schweizer Personenwagenmarkt im Vergleich zu unseren Nachbarstaaten schwerer, stärker motorisiert und entsprechend weniger effizient. Die bis 2016 beobachtete kontinuierliche Reduktion der Emissionen hat leider in den letzten beiden Jahren stagniert beziehungsweise es wurde ein Anstieg beobachtet. Wir versuchen natürlich mit Massnahmen wie der Roadmap Elektromobilität 2022 und Projekten des Programms EnergieSchweiz einen Beitrag zur Effizienzsteigerung und CO2-Reduktion zusammen mit unseren Partnern zu leisten. Hier ist eine Trendumkehr zwingend notwendig.

Die Strategie Ihres Amtes ist unter anderem in der Programmstrategie «EnergieSchweiz 2021 bis 2030» formuliert. Dort ­konzentrieren Sie sich primär auf das Segment der Neuwagen und die Förderung alternativer Antriebe. Warum?
Nun, zunächst einmal sind die Personenwagen für drei Viertel der CO2-Emissionen des Verkehrsbereichs in der Schweiz verantwortlich, wenn man den internationalen Flugverkehr einmal ausblendet. Daher ist es wichtig, dass gerade dort Fortschritte erzielt werden können. Und Neuwagen stehen vor allem deshalb im Fokus, weil bei der Fahrzeugauswahl letztendlich der Entscheid über den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss des Fahrzeugs über das gesamte Fahrzeugleben getroffen wird, auch im Sekundär- oder Tertiärmarkt. Der Entscheid für ein effizientes Fahrzeug reduziert nicht nur die CO2-Emissionen, sondern schont auch das Portemonnaie. Die meisten Hersteller haben für das kommende Jahr eine Vielzahl neuer effizienter Modelle, Batteriefahrzeuge aber auch Plug-in-Hybride und normale Hybride angekündigt, die alle Bedürfnisse abdecken. Wir sind daher zuversichtlich, dass die notwendige Trendumkehr möglich ist. Wichtig ist mir, dass wir im Programm EnergieSchweiz auch noch weitere Schwerpunkte verfolgen. 

Im motorisierten Individualverkehr MIV sieht Ihr Amt «erhebliche Effizienzpotenziale», bis 2030 minus 20 Prozent. Wo sehen Sie die grössten Potenziale – und wie wollen Sie dieses Potenzial ausschöpfen?
Wir sehen hier auf verschiedenen Ebenen Potenziale, sei es – wie bereits erläutert – beim Kauf eines Fahrzeugs, beim Fahren selbst durch die konsequente Anwendung von Eco-Drive, beim Unterhalt durch einen regelmässigen Auto-Energie-Check sowie bei einem effizienteren Einsatz der Fahrzeuge selbst. Wenn man daran denkt, dass heute während der Rushhour im Schnitt drei Plätze in jedem Auto frei sind, so wird deutlich, dass noch erhebliche Potenziale vorhanden sind. Ausschöpfen können wir diese Potenziale mit unseren innovativen und kreativen Partnern und den richtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Die aktuelle Klimadebatte fokussiert praktisch ausschliesslich auf den negativen Effekt des MIV. Warum glauben Sie, ist
das so?

Da müsste ich spekulieren und das machen wir in der Bundesverwaltung nur ungern. Insgesamt ist die Entwicklung im Verkehrsbereich tatsächlich im Vergleich zu derjenigen in anderen Sektoren unbefriedigend. Es ist gleichzeitig auch klar, dass der MIV ein zentrales Element unseres Alltags ist. Wir sind überzeugt, dass der MIV wesentlich effizienter sein kann. Dann steht er auch nicht mehr so stark im Zentrum der Debatte.

Der Diesel als einstiger Hoffnungsträger zur Verminderung von CO2 im MIV ist heute immer weniger gefragt. Stand heute: Was raten Sie Händlern und Autokäufern beim Thema Diesel?
In Bezug auf die Luftschadstoffe ist mit den neuen Euro-Normen bei Neufahrzeugen das Problem der hohen Stickoxidemissionen auch im realen Fahrbetrieb nach aktuellen Messresultaten weitestgehend gelöst. Wir müssen uns aber im Klaren sein: Längerfristig muss man vom Verbrennen fossiler Treibstoffe komplett wegkommen, will man die Ziele der Klimapolitik erreichen. Letztendlich kommt es hier sehr stark auf die Strategien der Hersteller an, wie stark sie ihre Modell- und Motorenpalette in Zukunft weiterentwickeln und welche Rolle dort jeweils der Diesel spielt. Zudem ist die Skepsis der Konsumenten angesichts des Dieselskandals nach wie vor gross. Da wurde viel Vertrauen verspielt. Viele Hersteller fokussieren ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten aktuell auf den Elektroantrieb. In einer Übergangsphase wird der Diesel aber weiterhin eine Rolle spielen.

Wie sehen Sie die künftige Stellung des Autos in unserer Gesellschaft?
Das Auto wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen, es wird aber über einen effizienteren Antrieb verfügen und im Idealfall auch effizienter genutzt werden, das heisst teilweise geteilt und besser ausgelastet sein.

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